Die Geschichte der Juden aus Salonica oder Thessaloniki, beginnt im antiken Griechenland mit der Ankunft der Romaniote-Juden, die nach der Zerstörung des zweiten Tempel in Jursalem 70 A.D., kamen. Demnach waren sie die erste jüdische Diaspora die sich in Griechenland niederließen. Es kamen zweierlei jüdische Gruppen nach Salonica, die Aschkenasen und schließlich die sephardischen Juden. Jene Gruppen bereicherten eine bereits florierende Stadt, erst unter der Herrschaft der Römer, der Byzantiner und später unter den Osmanen. Salonica wurde später bekannt als die einzige Stadt der Jüdischen Diaspora, die über die Jahrhunderte eine jüdische Mehrheit aufweisen konnte, bis zum zweiten Weltkrieg. Dann folgten katastrophale Ereignisse, die beinahe ihren Untergang herbeiführten.
Die Romanioten nannten sich “Romaioi“, dessen Namensherkunft mit der der Byzantiner glich, deren Wurzeln im „römischen“ Reich lagen. Obwohl sich viele Romanioten in der nördlichen griechischen Stadt Ioannina (Yiannena) niederlißen, war Salonica ihre Heimat. Die Griechen und die Romanioten profitieren von der bloßen Tatsache, dass die Griechen polytheistisch und die Romanioten monotheistisch waren. Es entstand ein reger und harmonischer Austausch zwischen den beiden Gruppen. Der erste schriftliche Beweis für die Existenz der Romaniote-Juden ist der Brief des Paulus an die Gemeinde in Saloniki (Buch der Thessalonicher 1 und 2 im neuen Testament). Die ersten Byzantinischen Kaiser standen den Juden feindlich gegenüber, dennoch passten sich die Juden an und machten sich die griechische Sprache und deren Sitten zueigen, ohne ihre eindeutige jüdische Identität zu verlieren.
Im frühen vierzehnten Jahrhundert wurden die Ashkenazi aus Bayern und Ungarn vertrieben und suchten Zuflucht in der Stadt Salonica. Wie auch die Romaniotes, integrierten sie sich schnell in ihrer neuen Stadt.
Die sephardischen Juden die vor allem aus Spanien und Portugal stammten, unterschieden sich deutlich von den Romaniotes und den Ashkenazi und waren die letzte, jedoch größte Gruppe die nach Salonica auswanderte. Anstatt sich einer Zwangsumwandlung zum Katholizismus, einer Gefangenschaft oder Folter zu unterwerfen, wurden die sephardischen Juden durch das „Alhambra Dekret“, des damaligen Königspaars König Ferdinand und Königin Isabella von Spanien, im Jahr 1942 vertrieben. Die vertriebenen Juden waren Textilarbeiter, Handwerker und Unternehmer und brachten neue Lebensfreude in die Stadt Salonica. Die erste Druckerei im Osmanischen Reich wurde von einem sephardischen Juden im Jahr 1494 in Konstantinople in Betrieb gesetzt und die zweite in Salonica. Ihre einzigartige Sprache namens „Ladino“ , wurde zu einem Synonym für die Stadt. Die Sprache war ursprünglich eine Mischung aus Spanisch und Hebräisch, wurde jedoch durch Einflüsse aus dem Arabischen, Türkischen, Französischen, Italienischen und Griechischen ständig erweitert. Da die sephardischen Juden in der Anzahl überwogen, wurden die meisten Synagogen von der sephardischen Bevölkerung errichtet.
Alle Griechisch-Jüdischen Gruppen, oder besser jüdische Griechen hatten sich in ihrem neu adoptierten Land niedergelassen. Nach dem Balkan Krieg im Jahr 1912, wurde unter der neuen Griechischen Verfassung der gesamten Jüdischen Bevölkerung Gleichberechtigung und alle Bürgerrechte gewährt, obwohl noch Antisemitismus existierte. Besonders nach dem ersten Weltkrieg erhielt der Antisemitismus neuen Rückenwind. Der Zustrom von neuen Christen aus Anatolien heizte den Kampf um ausgebildete und nicht ausgebildete Arbeitskräfte an. Jedoch wurden in den Jahren die zum zweiten Weltkrieg führten, von der faschistischen Regierung Ioannis Metaxas‘, der jüdischen Gemeinde ein Gefühl der Selbstidentifikation eingeimpft, die seit 1913 die Staatsbürgerschaft hatten.
Diese Griechischen Juden haben ihr Zugehörigkeitsgefühl gegenüber Griechenland nie in Frage gestellt. Viele dienten im Griechischen Militär gegen Italien im Griechisch- italienischem Feldzug. Es existierte sogar eine Batallion namens „Cohen Brigade“, die einschließlich Juden aus Salonica umfasste, die an der Frontlinie kämpften. Zahlreiche griechische Juden wurden verletzt oder ließen ihr Leben, Seite an Seite mit ihren Christlichen Brüdern. Einer dieser Soldaten war Oberst Mordecai Frizis, der erste hochrangige Offizier Griechenlands, der im zweiten Weltkrieg sein Leben verlor. Während eines Feldzugs zu Pferde mit seinen Truppen, wurde Oberst Mordecai Frizis in Epirus tödlich verletzt, dennoch weigerte er sich abzusatteln. Im war stets bewusst dass er seine Wunden erleiden würde, gab jedoch seinen treuen Anhängern den Befehl den Angriff fortzusetzen und sicherte dadurch den Griechen und seinen Alliierten ihren ersten Triumph.
Nach dem Einmarsch Deutschlands und der darauffolgenden Machtübernahme der Achsenmächte, wurden heilige Schriftrollen der Torah sowie Jüdische Artifakte beschlagnahmt und nach Deutschland geschickt. Griechisch jüdische Zeitungen wurden aus dem Verkehr gezogen und mit antisemitischen Zeitungen ersetzt. Der Großrabbiner Zvi Koretz wurde verhaftet und zu einem Konzentrationslager geschickt. Alle griechischen Juden wurden gezwungen den gelben Davids Stern zu tragen.
Am 11. Juli 1942 wurde von den Deutschen eine Versammlung von allen griechischen Juden im Alter von 18 bis 45 auf dem Hauptplatz in Salonica angeordert. Sie erlitten eine beispiellose Demütigung durch Verspottungen von Deutschen und deutschfreundlichen antisemitischen Griechen.
Der Griechisch Jüdischen Gemeinde wurde schrittweise Hoffnung gemacht ihre Freiheit zu erkaufen. Nachdem exorbitante Beträge an Lösegeldern gezahlt worden waren, kam die fürchtliche Lüge ans Tageslicht: die Deportation nach Auschwitz-Birkenau. Dies geschah trotz der starken Opposition von griechischen Christen, und einem Aufschrei von Saloniki führenden Bürgern und Geistlichen, wie Erzbischof Damaskinos. Die griechische Marionettenregierung mit ihrem pro-deutschen Anführer war machtlos. Stattdessen schürten Nazi kontrollierte Zeitungen Angst und Hetzparolen, um den Antisemitismus weiter anzuheizen. Hilfeleistung gegenüber griechische Juden wurde mit einer schweren Strafe oder dem Tod geahndet.
Trotz der Drohungen wurden die Verordnungen nicht berücksichtigt, selbst nicht von einigen griechischen Polizisten und Geistlichen. Zusammen mit der einfachen Bevölkerung ist es ihnen gelungen einige Zufluchtsorte für ein paar Flüchtlinge bereitzustellen, während sie damit ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten. Die die es geschafft hatten in die Berge zu flüchten, kämpften Seite an Seite mit den ELAS Partisanen (Griechische Kommunisten) und es wurde vermutet das eintausend griechische Juden dies taten. Die Tapferkeit der polnischen Juden die im Ghetto von Warschau im Kampf ihr Leben ließen, wurde weltbekannt, jedoch blieb die Existenz der bewaffneten Jüdisch Griechischen Widerstandsbewegung praktisch unbekannt. Für einige der 13.000 Griechisch Jüdischen Soldaten zahlten sich die gemachten Erfahrungen im Griechenland-Italien Feldzug aus. Einige blieben Freiheitskämpfer bis zur endgütligen Kapitulierung Deutschlands. Yitzak Mosheh und Moshe Bourlas, beide Juden aus Salonica, flüchteten in die Berge und traten den ELAS Partisanen bei. Beide wurden zu „kapetans“ ernannt, sogenannte Parteiführer. Diese griechischen Juden sahen sich als echte Griechen und hatten die Hoffnung nicht aufgegeben eines Tages in ihre Heimat Salonica, Ioannin, Agrinion oder Athen zurückzukehren. Als Freiheitskämpfer, und selbst in den Konzentrationslagern haben griechische Juden ihr Gefühl von Zugehörigkeit zu Griechenland nie in Frage gestellt.
Traurigerweise wurde das griechische Judentum nahezu ausgemerzt. Von den 57.000 Griechischen Juden in Salonica, haben nur 2.000 den Krieg überlebt. Diejenigen die nach Salonica zurückkehrten, fanden nur wenig übrig gebliebene Familienmitglieder und Freunde vor. In der einst aufstrebenden Gesellschaft die seit 2000 Jahren existierte, fanden sie ihre beschlagnahmten Anwesen und einen zerstörten Jüdischen Friedhof wieder.
Im Jahr 1944, sendete OSS Agent Helias Doundoulakis von einer Textilfabrik in Salonica mit der Hilfe seines kabellosen Radiosenders Nachrichten an das Alliierten Hauptquariter in Kairo. Siehe „Trained to be an OSS Spy“.
Das Vereinigte Staaten Holocaust Museum
Die Jüdische Gemeinschaft von Thessaloniki
Das Jüdische Museum von Thessaloniki
Die Kehila Kedosha Janina Synagogue und Museum
Fotografien aus den Archiven des Jüdischem Museums von Athen, und der Jüdischen Partisan Bildungsstiftung